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INTEGRATION

die ganz heiß auf das Training und die Spiele sind. Auch

der Kontakt mit den Trainern und allen Personen des BSV

Bielstein, mit denen ich zu tun habe, ist durchweg sehr

angenehm.

Man erlebt dich oft in Terminen und bei der Arbeit im

Clubheim, was machst du denn beruflich?

Schulz:

Seit Mai 2016 arbeite ich nicht mehr in meinem

Beruf, ich bin sozusagen in Rente.

Über den Daumen gepeilt: Wie viele Stunden pro Woche

arbeitest du als Flüchtlingspate / Integrationsbeauf‑

tragter?

Schulz:

Das dürften so etwa 20 Stunden sein.

Als Rentner kann man sich seine Zeit sicher auch weni‑

ger aufwändig vertreiben – vor allem weniger stressig.

Warum machst du das?

Schulz:

Ich bekomme sehr viel zurück und es sind fes-

te Freundschaften entstanden, auch mit Leuten, die ich

nicht mehr betreue oder einfach nur durch meine Arbeit

kennen gelernt habe. Ich interessiere mich für deren Kul-

tur, mit der ich vorher nie in Berührung gekommen bin.

Welche Erfahrungen aus deiner beruflichen Laufbahn

sind für dich als Integrationsbeauftragter wichtig?

Schulz:

Ich habe in Personalabteilungen und als Soft-

ware-Berater gearbeitet. Von daher ist mir Schreibtisch-

arbeit nicht fremd. Ich kenne mich mit vielen Formularen,

die Flüchtlinge auszufüllen haben, bereits aus und kann

damit behilflich sein.

Als du erstmalig Deutschunterricht im Vereinsheim ge‑

geben hast, hast du vor einer Gruppe von ungefähr 20

arabischsprachigen Menschen gestanden, die weder

der deutschen noch der englischen Sprache mächtig

waren. Dennoch war der Deutschkurs ein voller Erfolg.

Wie hast du das angestellt?

Schulz:

Ich habe Videos benutzt, in denen ein Syrer die

nach Hause bringe, wenn nicht andere Termine für mich

anstehen. Manchmal bin ich auch bei Spielen dabei und

mache auch hier ab und zu mal Fahrdienst. Außerdem ak-

tualisiere ich wöchentlich den Spielplan und informiere

die Flüchtlinge über anstehenden Aktivitäten des BSV

Bielstein außerhalb des Fußballs, z. B. die Teilnahme am

Rosenmontagszug.

Als Flüchtlingspate kümmere ich mich hauptsächlich um

Briefe, die bei den Familien eingehen. Ich mache Termine

mit der Flüchtlingshilfe der Stadt Wiehl, Ausländeramt,

Jobcenter, Krankenkassen, Ärzten und Schulen und meis-

tens begleite ich die Flüchtlinge zu diesen Terminen. Mit-

unter muss ich mir einen Dolmetscher suchen, der uns

begleitet, wenn es um komplexere Themen geht.

Was erreichst du mit deiner Arbeit beim BSV Bielstein?

Schulz:

Ich denke, dass ich zur Integration beitrage. Ich

sehe, dass alle Flüchtlinge inzwischen mehr oder weniger

gut Deutsch sprechen und ich denke, dass der Kontakt

mit gleichaltrigen deutschen Spielern deutliche Fort-

schritte erzeugt.

Was sind aus deiner Sicht die größten Erfolge deiner Ar‑

beit beim BSV?

Schulz:

Wir haben inzwischen mehr als 30 Flüchtlinge in

die verschiedenen Mannschaften des BSV Bielstein inte-

griert. Soviel ich weiß sind wir im Fußballkreis Berg der

Verein mit den meisten Flüchtlingen und das ist der größ-

te Erfolg, den man erreichen kann.

Und worüber hast du dich bisher am meisten geärgert?

Schulz:

Über zuviel Bürokratie beim Anmeldeverfahren.

Obwohl du täglich mit Bürokratie kämpfen musst und

dein Terminkalender so durchgetaktet ist, als wärst

du nach wie vor berufstätig, erlebt man dich meistens

fröhlich. Wie hast du deine Arbeit beim BSV Bielstein

bis heute erlebt?

Schulz:

Nur positiv, das fängt bei den Flüchtlingen an,