
58
SCHIEDSRICHTER
geben wie ich bin. Wenn ich mich verstelle, tue ich damit
weder mir noch den Spielern einen Gefallen.“
Insgesamt – so Albayrak – stehe „der Schiedsrichter in-
zwischen in vielen Spielen zu häufig im Mittelpunkt“, was
einerseits an den Spielern, Trainern und Zuschauern läge,
andererseits aber auch an den Schiedsrichtern selbst.
Laut Albayrak würden sich viele seiner Kollegen zu oft für
zu wichtig nehmen. Albayrak selbst hat ein entspanntes
Verhältnis zu seinem Amt und interpretiert seine Rolle
als die des 23. Manns, der nur dann eingreift, „wenn die
Spieler keine Lust auf Fußball haben und sich mit Neben-
sächlichkeiten wie Unsportlichkeiten oder Meckereien
beschäftigen“. Für Albayrak ist es das größte Lob, wenn
im Anschluss niemand über ihn spricht.
Auch sonst legt Albayrak großen Wert darauf, dass der
lich. Er steuert Prozesse, regt an und greift ein, wenn et-
was schief läuft.
Schiedsrichter zu sein, ist für Albayrak „nicht nur eine
Vergnügung, sondern eine Arbeit, die man mit viel Herz-
blut und Engagement bestreiten sollte“. Dabei hatte es
der Ur-Bielsteiner selbst nie für möglich gehalten, selbst
mal die Pfeife in die Hand zu nehmen. In seiner aktiven
Zeit, von der er einen großen Teil in Bielstein verbrachte,
galt Albayrak als Heißsporn, der sich regelmäßig mit den
Schiedsrichtern in die Wolle bekam. „Ich habe mich un-
möglich aufgeführt“, sagt Albayrak heute über sich selbst.
Seit er auf der anderen Seite steht, hat sich sein Bild
gewandelt – „zum Guten“, wie er findet. Inzwischen hat
Albayrak die Rolle des Schiedsrichters fest verinnerlicht.
Ein Fußballspiel zu gucken, ohne auf den Schiedsrichter
zu achten? Fast schon unmöglich. „Das Amt als Schieds-
richter prägt dich als Menschen auch privat“, meint Albay-
rak. „Du wirst im Umgang mit anderen Menschen deutlich
selbstbewusster und kannst deutlich bessere und auch
schnellere Entscheidungen treffen.“
Wer mit Albayrak spricht, hört viel Gewohntes, aber auch
einiges Neues. Na klar, am Ende sei der Schiedsrichter
immer der Verlierer. Egal, ob man gut oder schlecht pfei-
fe – irgendwer habe immer etwas zu meckern. Allerdings
würden es sich viele Schiedsrichter damit auch zu leicht
machen. „Die Einstellung von vielen Schiedsrichtern ist
falsch“, kritisiert Albayrak, dass viele Schiedsrichter ihren
Job nicht ernst nehmen und nur deshalb Schiedsrichter
sind, „weil es der Verein bestimmt“. Deshalb seien Aus-
bildung und regelmäßige Kontrollen für die Qualität von
Schiedsrichtern enorm wichtig – und damit auch für de-
ren Akzeptanz elementar. Der Fußballkreis Berg befinde
sich laut Albayrak dabei auf einem ordentlichen Weg.
Erst neulich sei er ohne Vorankündigung beobachtet und
kontrolliert worden. Ein Problem hat er damit nicht: „Ich
versuche, mich auch in solchen Situationen immer so zu