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SCHIEDSRICHTER

geben wie ich bin. Wenn ich mich verstelle, tue ich damit

weder mir noch den Spielern einen Gefallen.“

Insgesamt – so Albayrak – stehe „der Schiedsrichter in-

zwischen in vielen Spielen zu häufig im Mittelpunkt“, was

einerseits an den Spielern, Trainern und Zuschauern läge,

andererseits aber auch an den Schiedsrichtern selbst.

Laut Albayrak würden sich viele seiner Kollegen zu oft für

zu wichtig nehmen. Albayrak selbst hat ein entspanntes

Verhältnis zu seinem Amt und interpretiert seine Rolle

als die des 23. Manns, der nur dann eingreift, „wenn die

Spieler keine Lust auf Fußball haben und sich mit Neben-

sächlichkeiten wie Unsportlichkeiten oder Meckereien

beschäftigen“. Für Albayrak ist es das größte Lob, wenn

im Anschluss niemand über ihn spricht.

Auch sonst legt Albayrak großen Wert darauf, dass der

lich. Er steuert Prozesse, regt an und greift ein, wenn et-

was schief läuft.

Schiedsrichter zu sein, ist für Albayrak „nicht nur eine

Vergnügung, sondern eine Arbeit, die man mit viel Herz-

blut und Engagement bestreiten sollte“. Dabei hatte es

der Ur-Bielsteiner selbst nie für möglich gehalten, selbst

mal die Pfeife in die Hand zu nehmen. In seiner aktiven

Zeit, von der er einen großen Teil in Bielstein verbrachte,

galt Albayrak als Heißsporn, der sich regelmäßig mit den

Schiedsrichtern in die Wolle bekam. „Ich habe mich un-

möglich aufgeführt“, sagt Albayrak heute über sich selbst.

Seit er auf der anderen Seite steht, hat sich sein Bild

gewandelt – „zum Guten“, wie er findet. Inzwischen hat

Albayrak die Rolle des Schiedsrichters fest verinnerlicht.

Ein Fußballspiel zu gucken, ohne auf den Schiedsrichter

zu achten? Fast schon unmöglich. „Das Amt als Schieds-

richter prägt dich als Menschen auch privat“, meint Albay-

rak. „Du wirst im Umgang mit anderen Menschen deutlich

selbstbewusster und kannst deutlich bessere und auch

schnellere Entscheidungen treffen.“

Wer mit Albayrak spricht, hört viel Gewohntes, aber auch

einiges Neues. Na klar, am Ende sei der Schiedsrichter

immer der Verlierer. Egal, ob man gut oder schlecht pfei-

fe – irgendwer habe immer etwas zu meckern. Allerdings

würden es sich viele Schiedsrichter damit auch zu leicht

machen. „Die Einstellung von vielen Schiedsrichtern ist

falsch“, kritisiert Albayrak, dass viele Schiedsrichter ihren

Job nicht ernst nehmen und nur deshalb Schiedsrichter

sind, „weil es der Verein bestimmt“. Deshalb seien Aus-

bildung und regelmäßige Kontrollen für die Qualität von

Schiedsrichtern enorm wichtig – und damit auch für de-

ren Akzeptanz elementar. Der Fußballkreis Berg befinde

sich laut Albayrak dabei auf einem ordentlichen Weg.

Erst neulich sei er ohne Vorankündigung beobachtet und

kontrolliert worden. Ein Problem hat er damit nicht: „Ich

versuche, mich auch in solchen Situationen immer so zu