Unterwegs :Unterwegs in Hoffnungsthal: Marcel Hühn
Marcel Hühn ist der neue Schiedsrichter des BSV Bielstein - das ist das Ergebnis des Schiedsrichter-Anwärterlehrgangs 2013. Wir begleiteten Marcel und führten Protokoll.
Wir schreiben Samstag, den 21. September. Es ist 8 Uhr und mein Wecker klingelt. „Vergiss es”, denke ich und drehe mich noch einmal um. Fünf Minuten später klingelt es erneut, wieder drehe ich mich im Bett herum. So geht das noch zwei weitere Male, bis ich mich schließlich endlich dazu bequeme, aufzustehen.
Es ist eine unchristliche Uhrzeit, zu der der Fußballkreis Berg seine Schiedsrichteranwärter nach Hoffnungsthal eingeladen hat. Unter den Anwärtern bin auch ich – Marcel Hühn –, der zukünftig für den BSV Bielstein als Schiedsrichter pfeifen möchte und deshalb den viertägigen Lehrgang in Hoffnungsthal absolvieren muss.
Am ersten Tag unseres Lehrgangs steht Regelkunde auf dem Stundenplan. Das hört sich erst einmal böse an, ist aber tatsächlich wesentlich spannender als alle Unterrichtsfächer meiner 10-jährigen Schullaufbahn zusammen. Gemeinsam mit 14 anderen Anwärtern lerne ich, wie man Tore erzielt (das ist tatsächlich ein Inhalt dieses Lehrgangs) und bekomme praktische Tipps von unseren Lehrern Christian Kegel und Christian Christ. Kegel und Christ – unsere Lehrgangsleiter, die uns an den nächsten zwei Wochenenden von morgens bis abends begleiten werden, – beenden Tag 1 schließlich mit einigen Hinweisen zur Pflichtausrüstung eines Schiedsrichters.
15 Stunden später: Wir schreiben Sonntag, den 22. September. Es ist 8 Uhr und mein Wecker klingelt. Wie schon am Vortag brauche ich auch heute einige Minuten, um mich aus dem Bett heraus aufzuraffen. Nach den positiven Erlebnissen am gestrigen Tage freue ich mich auf den Lehrgang. Zwar steht wieder „nur” Theorie auf dem Plan, doch das Verhalten bei Freistößen, Eckstößen und die berühmtberüchtigte Abseitsregel sind Themen, die mich interessieren und die durch unsere Lehrgangsleiter sehr anschaulich präsentiert werden. Am Ende legen wir eine Zwischenprüfung ab, die wir alle souverän bestehen. 9 Stunden später sitze ich schon wieder zuhause. Dort angekommen denke ich noch lange über den heutigen Tag nach. Mein Blick auf den Schiedsrichter-Job hat sich schon zu diesem Zeitpunkt grundlegend verändert. Später – beim Schlafengehen – sind die Gedanken noch immer nicht ganz verschwunden. Erst langsam holt mich die Müdigkeit ein. Ich beginne zu träumen: Wie mein erstes Spiel wohl sein wird?
Sechs Tage später: es ist Halbzeit im Schiedsrichter-Ausbildungslehrgang 2013. Zum letzten Mal steht heute Theorie auf dem Plan. „Alle guten Dinge sind drei”, dachten sich wohl unsere Chefs. „Alle schlechten auch”, beginne ich zu denken – verkneife mir den Spruch aber gerade noch rechtzeitig. Acht Stunden Frontalunterricht sind der Plan. Acht Stunden Regelkunde zum verbotenen Spiel und unsportlichem Betragen sind das, was dabei herauskam. Am Ende dann werden wir von unseren Lehrern geprüft – wir bestehen alle. Zufrieden und glücklich fahren wir nach Hause – mit der wunderbaren Aussicht auf einen Fitnesstest am nächsten Morgen. Der Tag endet mit Alpträumen.
Tag 4 bricht an. „Das Ende ist greifbar nahe”, versuche ich mich beim morgendlichen Aufstehen noch zu motivieren. Noch einmal früher als die Tage zuvor schon hatte der Wecker heute geklingelt. „Verfluche jemand das Aufstehen”, denke ich. Mit großer Müdigkeit im Gepäck geht's nach Rösrath, wo heute der Fitnesstest stattfindet. Jedem, der denkt „Endlich Praxis”, sei gesagt: ich will zurück auf die Schulbank! Zwar laufe ich beim Intervalllauf vorne weg und mache auch beim Sprinten eine gute Figur (50 Meter in 6,1 Sekunden). Meine Pumpe geht dennoch ordentlich zu Werke. Und überhaupt: morgens Bewegen? Hallo?!
Als wir denken, endlich sei alles geschafft, überraschen uns die Lehrgangsleiter mit einer allerletzten Runde Theorie. In einem kurzen Intermezzo werden wir nun wieder in Hoffnungsthal sitzend im Umgang mit dem neuen Online-Spielbericht-System geschult. Um 15 Uhr ist es schließlich soweit: der Lehrgang gilt als beendet. Alle 15 Teilnehmer werden im Anschluss offiziell zum Schiedsrichter des Fußballkreises Berg ernannt. Alle haben der Lehrgang also bestanden – auch Kai, der den Fitnesstest zwar vorzeitig beenden musste, aber dennoch überzeugen konnte. Schon bald werden wir nun auf den normalen Spielbetrieb losgelassen – in der Hoffnung, dass wir diese Aufgaben allesamt mit Bravour meistern werden.
Daran, dass ich persönlich das schaffen kann, haben meine Lehrer, der BSV Bielstein und ich selbst keine Zweifel. Ich freue mich nun auf diese neue Situation und darauf, meinen Heimatverein durch den Schiedsrichterjob großartig unterstützen zu können.
Anmerkung der Redaktion: Der vorliegende Bericht wurde zwar in der „Ich-Form” geschrieben. Der Autor ist aber nicht Marcel selbst. Wenn also im Text davon gesprochen wird, dass Marcel beim Sprinten eine „gute Figur” gemacht hat, ist das nicht als Eigenlob unseres neuen Schiedsrichters gemeint. Es spiegelt lediglich die persönliche Meinung des Autors wieder. Sämtliche Textpassagen sind natürlich dennoch mit Marcel abgestimmt worden.