Organisation :„Sehen uns als weltoffenen Verein“

Der BSV Bielstein ist wieder einmal in der Presse vertreten: unter der Überschrift „Sehen uns als weltoffenen Verein” berichtet die Oberbergische Volkszeitung über den Integrationsbeauftragten des BSV Bielstein, Achim Schulz. Ole Remmers sprach mit Achim Schulz über sein Engagement für die Flüchtlinge sowie mit Christof Fries und Volker Biock über die Schwierigkeiten und Chancen der Integration der inzwischen zwölf Flüchtlingskinder zwischen 8 und 16 Jahren in das Vereinsleben.

Text:

Herr Schulz, wie sind Sie zum Flüchtlingsbeauftragten des BSV Bielstein geworden?
Schulz:
Meinen ersten Kontakt zu Flüchtlingen hatte ich im Oktober 2015. Dass die Bundesregierung damals die Grenzen öffnete, habe ich für richtig befunden. Allerdings war mir klar, dass das nur mit Ehrenamtlern funktionieren kann. Die Stadt Wiehl hat damals auch viele Flüchtlinge aufgenommen und ich habe mit dem Flüchtlingsbeauftragten der Stadt Kontakt aufgenommen, wie ich helfen kann. Dann wurde ich Familienpate und habe Familien geholfen, sich in Deutschland, vor allem auch im Schriftverkehr mit Behörden, zurechtzufinden.

Und in diesen Familien waren dann auch Jungs, die Fußball spielten wollten?
Schulz:
Richtig, in der ersten Gruppe, die ich betreute, waren zwei Jungs, die gerne Fußball spielen wollten. Der BSV war der erste Verein, der sich auf meine Anfrage zurückmeldete und meinte, dass ich auf jeden Fall mit den Jungs vorbeikommen sollte. Dabei sind wir ins Gespräch gekommen und ich erzählte dem Trainer von meinem Plan, einen freiwilligen Deutschkurs für die Flüchtlinge zu veranstalten. Spontan wurde mir dann das Vereinsheim dafür zur Verfügung gestellt.

Herr Fries, warum haben Sie Herrn Schulz dann zügig als Integrationsbeauftragten für Ihren Verein gewinnen wollen?
Fries:
Wir haben ihn angefragt, weil er bereits Erfahrung im Umgang mit Flüchtlingen besitzt. Er kennt die Familien, aber auch die Ansprechpartner bei der Stadt. Allein die Beantragung einer Spielgenehmigung für einen der Jungs ist ein riesiger Aufwand.
Biock: Das Anmeldeverfahren ist wirklich sehr komplex. Jede Familie hat andere Papiere dabei. Um die Spielberechtigung der Jungs zu bekommen, müssen Anträge an die Heimatverbände abgeschickt werden. Das erste Päckchen mit Formularen ist auf dem Weg nach Syrien. Sollten wir keine Antwort bekommen, ist der Junge zwar automatisch spielberechtigt, trotzdem ist es ein großer Aufwand.
Fries: Auf normaler Vorstandsebene ist diese Arbeit gar nicht möglich, das ist eigentlich ein Vollzeitjob. Man muss auch sagen, dass die Vereine da von den Institutionen, gerade auch vom Deutschen Fußballband, alleingelassen werden. Was wir hier machen ist „learning-by-doing, da gibt es kein Konzept. Das finde ich ein bisschen bedenklich, gerade wenn man sieht, wie sehr sich der DFB dem Thema Integration widmen will. Da könnte man mehr Hilfe erwarten.

Funktioniert die Integration der Spieler im „Fußballalltag“ denn reibungslos?
Schulz:
Die Jungs verstehen einander gut. Beispielsweise werden Schuhe, die zu klein geworden sind, weitergegeben. Es funktioniert also sehr gut und bei Zehnjährigen gibt es auch keine Ressentiments.
Biock: Die unterschiedlichen Sprachen werden dadurch ausgeglichen, dass der Fußball die gemeinsame Sprache ist. Die Jungs spielen einfach zusammen.

Welchen Gewinn und Nutzen zieht der BSV Bielstein aus der forcierten Integration?
Fries:
Als Anfang des Jahres klar wurde, dass wir da versmehrten Zulauf haben werden, wurde den Trainern noch einmal klar vermittelt, dass wir ein weltoffener Verein sind und den Menschen auch eine Heimat bieten wollen. Ich glaube, dass beide Seiten davon profizieren werden. Die andere Sprache, die andere Kultur – das ist auch eine Horizonterweiterung.

Wie soll sich das Großprojekt Integration weiterentwickeln? Was ist noch geplant?
Schulz:
Mein geplanter Deutschunterricht für Flüchtlinge soll bald starten. Er soll noch vor den eigentlichen Integrationskursen stattfinden. Er ist ganz anders aufgebaut als die normalen Kurse. Mit arabischen Videos wird darin Deutsch erklärt. Wir haben das bereits ausprobiert und die Teilnehmer waren hellauf begeistert.
Fries: Die Integration soll fester Bestandteil des Vereins werden. Die Familien sollen mit an den Platz kommen und am Vereinsleben teilhaben können. Für uns als Verein ist das eine große Herausforderung, aber wir freuen uns darauf. Das kann eine sehr positive Sache werden. Der Fußball verbindet einfach.
Biock: Wenn man langfristig und größer denkt, ist das für den Verein und auch für die Firmen, zum Beispiel für unsere Sponsoren, interessant. Schließlich sind gut integrierte Flüchtlingskinder auch Fachkräfte von morgen.

Der Artikel erschien am 7. Mai 2016 in der Oberbergischen Volkszeitung und berichtet über den Integrationsbeauftragten des BSV Bielstein, Achim Schulz.

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