Kabinengespräch :Mia Schumacher: „Ich habe das Sagen auf dem Platz“

Mia Schumacher ist das neueste und jüngste Mitglied unseres Schiedsrichterteams. Wir haben uns mit Mia getroffen und über den Lehrgang, ihre ersten Spiele und ihre Ziele gesprochen.

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Zeige Bild in LightboxGutes Gespräch: Lukas Burkhardt traf unsere neue Schiedsrichterin Mia Schumacher zum Interview
Gutes Gespräch: Lukas Burkhardt traf unsere neue Schiedsrichterin Mia Schumacher zum Interview

Guten Abend Mia, erst einmal schön, dass du hier bist.

Ich freue mich, dass ich hier sein darf.

Du hast am 22. September deinen Schiedsrichterschein erfolgreich abgeschlossen, dazu gratulieren wir dir herzlich. Vielleicht kannst du uns ja mal einen kleinen Einblick geben: Wie lange hat der Lehrgang gedauert und wie fandest du es dort?

Der Lehrgang hat zwei Samstage sowie einen Sonntag in Anspruch genommen, wobei wir über mehrere Stunden hinweg über alle möglichen Regeln gesprochen haben. Wir sind Situationen durchgegangen, die auf und neben dem Feld passieren können, haben andere Schiedsrichter kennengelernt. Zum Abschluss der drei Tage haben wir eine Sportprüfung gemacht und einen Regeltest geschrieben. Wenn ich die Zeit revue passieren lasse, habe ich nur positive Erinnerungen.

Wie sah deine Sportprüfung aus?

Wir mussten in einer gewissen Zeit 20 Intervalle laufen und Sprints machen.

Wie kamst du mit den Regeln klar? War es schwer, alles auswendig lernen zu müssen?

Nein. Ich kam gut damit zurecht, allgemein kann ich gut auswendig lernen. Ich fand es auch leichter, weil ich als Spielerin schon viele Regeln selber kenne.

Es waren bestimmt aber auch Regeln dabei, die du so noch nicht kanntest, oder?

Ja, mir fallen gerade nur keine Beispiele dafür ein.

Du hast ja schon erwähnt, das du selber auch Fußball spielst (bei unseren U17 Juniorinnen, Anm. d. Red.). Wie hat sich deine Sicht gegenüber Schiedsrichter verändert, wenn du selber auf dem Platz stehst?

Ja, mir fallen schon viel mehr Sachen auf, vor allem Fehlentscheidungen. Ich nehme ihnen das aber nicht mehr so übel, da ich jetzt selber weiß, wie es ist, alleine auf dem Feld zu stehen. Da kann man einfach nicht alles sehen.

Wie reagierst du, wenn dir ein Fehler auffällt?

Ich versuche, nicht mehr so viel zu meckern. Ich versuche aber, ihm meine Sicht der Situation zu erklären.

Gilt das nur für dich oder probierst du, dieses Verhalten auch auf deine Mitspielerinnen auszuüben?

Ich finde, dass man unsere Mannschaft nicht groß beruhigen muss. Wir sind allgemein eine ruhige Truppe. Ich versuche ihnen aber zu erklären, dass es völlig normal ist, dass ein Schiedsrichter Fehler macht. Er ist schließlich ganz alleine und das im Zweifel gegen 22 Mann, oftmals auch noch gegen viele Zuschauer.

Was hast du für Erfahrungen mit meckernden Zuschauern oder Spielern gemacht?

Ich stehe da voll drüber. Mir macht es auch nichts aus, wenn jemand vielleicht größer oder stärker ist als ich. Ich habe das Sagen auf dem Platz und das mache ich den Personen auch schnell klar. Wer meint, über das normale Maß hinaus meckern zu müssen, wird verwarnt oder vom Platz geschickt.

In höheren Ligen ist es üblich, mit mindestens drei Schiedsrichtern zu spielen. Ist es dein Ziel, dort irgendwann mal zu pfeifen?

Ich mache bald erstmal meine Fortbildung zum Linienschiedsrichter. Aber ja, es ist schon mein Ziel, irgendwann mal höher zu pfeifen - am liebsten natürlich in der Bundesliga. (lacht) Aber erst einmal möchte ich in den KFK.

Kannst du uns vielleicht erklären, was es mit dem KFK auf sich hat?

Der KFK ist der Kreis-Förderkader. Das kann man vergleichen mit dem Stützpunktkader des Fußballverbands Mittelrhein. In den KFK kommen die besten Schiedsrichter des Fußballkreises, die dann extra Schulungen bekommen, um höherklassig pfeifen zu können.

Du hast mir vor einigen Tagen schon einmal erzählt von einer Kursfahrt erzählt. Wie war das so?

Ja, wir waren vor einigen Tagen für eine Woche auf Kursfahrt - zusammen mit den Schiedsrichterbeauftragten der FIFA und mehreren Linienschiedsrichtern der 2. Fußballbundesliga. Ziel der Kursfahrt war es, sich auf den Kreis-Förderkader vorzubereiten. Wir haben jeden Tag mehrere Tests geschrieben und zum Abschluss den Test der FIFA gemacht. Ich fand cool, dass man andere Schiedsrichter kennenlernen durfte.

Du wirst ja auch für deine Leistung entlohnt. Wie kann man sich das vorstellen? Rentiert sich das?

Wir bekommen pro Kilometer einen gewissen Betrag, sowie eine allgemeine Pauschale von 9 Euro. Dazu haben wir haben einmal im Monat eine Fortbildung - wenn wir dort anwesend sind, bekommen wir auch noch einmal 6 Euro.

Du bist ja noch sehr jung (15 Jahre, Anm. d. Red.), ab dem 16. Lebensjahr darfst du Nebenjobs machen. Ist es nicht schwierig, Schule und Nebenjobs dann mit dem Schiedsrichteramt zu verknüpfen?

Natürlich würde ich gerne noch einen Nebenjob machen, aber aktuell bevorzuge ich es, Schiedsrichterin zu sein.

Du warst ja auch schon einmal Trainerin bei unseren U10 Junioren. Kannst du dir vorstellen, in Zukunft in so eine Richtung zu gehen?

Ja, auf jeden Fall. Ich möchte nächstes Jahr meine Trainer-C-Lizenz machen und dann gerne wieder eine Trainerrolle übernehmen. Wir werden da vom Verein toll unterstützt, da möchte ich mich auch noch für bedanken - das ist nicht selbstverständlich.

Zum Abschluss: Was kannst du anderen Jugendlichen empfehlen, die überlegen, Schiedsrichter oder Schiedsrichterin zu werden?

Es hilft der Persönlichkeit. Man wird viel selbstbewusster, da man alleine auf dem Feld steht. Man entwickelt eine Führungseigenschaft. Allgemein macht es einfach auch viel Spaß. Was ich mega positiv finde ist, dass wir im Hintergrund ein so tolles Team haben. Mit ihnen eine Fortbildung zu absolvieren und allgemein Kontakt mit neuen Menschen zu haben, macht mir viel Pass. Passend zur Jahreszeit gibt es auch eine tolle Weihnachtsfeier. (lacht)

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